Griff um Griff sich selbst gestalten

Rückblick auf das Wochenende mit Christian Breme  – 19. und 20. Mai 2017

Im Mai 2017 boten die ExtraKurse erstmalig ein drittes Wochenende an – die Idee war, im praktischen Tun die Menschenkunde zu erleben und so eine Ergänzung zu den Extrastundenthemen mit Joep Eikenboom und der Menschenkunde in Verbindung mit der Menschenbetrachtung mit Alexander Schaumann zu schaffen.

So trafen sich 27 Menschen, um sich dem Thema „Griff um Griff sich selbst gestalten“ plastizierend zu nähern. Gleich in der Begrüßung erläuterte Christian Breme, dass es ihm ein besonderes Anliegen ist, den Förderlehrerinnen diese Möglichkeit der Förderung nahe zubringen, sieht er sie doch in großer Nähe zur „Extralesson“.

Nach den Vorbereitungen – die Tische wurden zu einem großen Quadrat zusammen gestellt und mit einer Schutzfolie abgeklebt, jeder Platz hatte ein Malbrett und auf jedes Malbrett kam ein ziegelgroßes Stück Ton – gab er den ersten Arbeitsauftrag, nonverbal, durch das Zeigen in großen, ausholenden und sehr ruhig geführten Gesten. Alle stiegen nachahmend ein: Wir gingen in ruhigen Schritten um die Tische, zupften kleine Tonklümpchen aus unserem Stück Ton und ließen es von weit oben absichtslos auf die Bretter fallen. So gingen wir, bis unser Ton aufgelöst war in unzählige kleine Klümpchen. Während dieses Tuns begann ein Summton, in den nach und nach die TeilnehmerInnen einstiegen, es bildeten sich Klänge, sie flossen ineinander, veränderten, steigerten sich in Dissonanzen und fanden sich wieder in Wohlklängen, weich fließend, absichtslos, zeitlos: ein großes Ausatmen, große Ruhe, Ankommen. Der Tod gehört zum Leben, das Zerstören ist immer Teil eines Prozesses.

Und nun folgte in einem zweiten Schritt der Aufbau: Bienen sammeln sich zum Schwarm, auch sie kennen keine Grenzen, fliegen und sammeln. Jeder hatte eine „Bienenkönigin“ und versammelte den Schwarm um sie, sie blieb in der Mitte, immer wieder fühlten wir nach, ob es ihr noch gut ging: so entstanden, diesmal im schreitenden Einsammeln der Tonklümpchen perfekte Kugeln. Auch dies geschah absichtslos, einfach so. Und wie unterschiedlich sie waren: klein und fest, fast schon wurden die Tonfetzchen miteinander verklebt, oder groß und luftig, mit vielen Zwischenräumen.

Nach diesen ersten Erfahrungen mit dem „Wieder Erde in die Hand nehmen“ (Titel des Buches von Christian Breme) konnten wir uns intensiv austauschen. Herr Breme brachte unsere Erfahrungen in den Zusammenhang mit den Erkenntnissen von Rudolf Steiner, die dieser im Vortrag „Die Bildung des menschlichen Leibes aus dem Kosmos heraus“ (GA 208) dargestellt hatte.

Unsere erste Arbeit galt der Kugel, die Rundheit ist in ihr erlebbar. Es folgten weitere Schritte, die uns an die Arbeit an der Wirbelsäule und an verschiedene Organe heranführten. Wer mehr darüber erfahren will, dem sei das oben erwähnte Buch empfohlen.

Bei allem Tun wurde erfahrbar: Der Prozess ist das Wichtige, nicht das Ergebnis der Arbeit.

Wir können uns auf eine Fortsetzung freuen, denn im nächsten Jahr wollen wir uns dem Geheimnis der Entstehung des menschlichen Leibes, den Urgebärden der Menschwerdung und ihrem Fortklingen nähern; und zwar mit der plastizierend erfahrenen Embryologie, wieder mit Christian Breme.

So möchte ich meinen Bericht beschließen mit einem Zitat von Paul Klee: „Denn ihm (dem Künstler) liegt mehr an den formenden Kräften als an den Form-Enden“; und mit meinem Dank an Herrn Breme für das tief berührende, schöpferische Tun mit einem Klumpen Erde.

Barbara Limbach für das Team der ExtraKurse